Mit knackigem Ofengemüse
Alles was der Garten hergibt spielt bei mir heute nicht die alleinige Hauptrolle. Goldgelbe Zucchini, neue Kartoffeln und knackige Karotten kommen zwar auf den Teller, da jedoch all diese leckeren Dinge nicht in meinem kleinen Garten wachsen, möchte ich euch heute zusätzlich zeigen, wo ich die Zutaten für mein heutiges Gericht besorgt habe.
Ihr wisst ja alle, dass wir Vier besonderen Wert auf saisonale und regionale Zutaten legen. Besonders häufig kaufen wir unsere Zutaten auf Wochenmärkten ein, doch für mich hat sich vor kurzem eine neue und überaus spannende Bezugsquelle aufgetan, die ich euch nicht vorenthalten möchte.
Lustigerweise bin ich nicht selber auf diese Quelle gestoßen, ich bzw. wir wurden von Siegbert Ochsenschläger, seines Zeichen Landwirt, eingeladen ihm einen Besuch abzustatten. Und ich kann euch jetzt schon verraten, es hat sich gelohnt und es ist für mich nicht bei diesem einen Besuch geblieben.
Siegbert führt zusammen mit seiner Familie, in erster Linie mit seinem Vater und seiner Frau, einen landwirtschaftlichen Betrieb in der südhessischen Gemeinde Biblis-Wattenheim. Aber dieser landwirtschaftliche Betrieb ist nicht irgendein landwirtschaftlicher Betrieb. Siegbert kümmert sich wirklich mit viel Liebe und Leidenschaft um all seine Tiere, aber auch um seinen wirklich außergewöhnlichen Gemüseanbau.
Außergewöhnlich trifft Siegberts Landwirtschaft schon wirklich gut. Er ist Mitglied der Slow Food Bewegung und legt dementsprechend besonderen Wert auf gut, sauber und fair erzeugte Produkte. Auf seinem Hof findet man somit auch nicht die gängigen Tierrassen und Gemüsesorten.
So trifft man z.B. eine alte deutsche Schweinerasse, das bunte Bentheimer Schwein, welches als stark bedrohte Nutztierrasse „Arche-Passagier“ bei Slow Food ist, an. Bei Siegbert wachsen die Schweine artgerecht auf Stroh und in kleinen Gruppen auf. Außerdem bekommen sie hofeigenes und gentechnikfreies Futter. Ein weiterer Mitbewohner ist eines der ältesten englischen Schweinerassen, das Birkshire Schwein. Selbstverständlich durfte ich bei meinem Besuch allen Schweinen persönlich einen Besuch abstatten. Und ich habe mich wirklich besonders in die knuddeligen schwarzen Birkshire Schweine verliebt. Sie sind wirklich wahnsinnig zutraulich und ich hatte wahrlich das Gefühl, in zufriedene Schweineaugen zu blicken.
Genau so bunt wie es im Schweinestall zugeht, geht es auch im Gemüsebeet bzw. auf den Feldern zu. Bis zu 15 verschiedene Kartoffelsorten mit blauer, gelber oder roter Schale und in vielfältigen Formen, vor allem aber alte Sorten und Raritäten wachsen bei Siegbert und werden dann von seiner Frau im Hoflädchen verkauft. Aber auch im Gemüsebeet lässt Siegbert nichts unversucht und probiert immer wieder Neues aus. So geht man an lila Zuckerschoten, Okraschoten, diversen Tomaten- und Gurkensorten und unbekannten Salatsorten vorbei. In Siegberts Gemüsegarten hätten wir unser Thema „alles was der Garten hergibt“ noch um einige Zeit verlängern können.
Spezialisiert hat sich die Familie aber auf Geflügel. Um genau zu sein, auf Freilandhühner und Freilandhähnchen. Die Freilandhühner leben in sogenannten mobilen Hühnermobilen, die jede Woche auf ein anderes Stückchen grüne Wiese gezogen werden. Das dient nicht nur dem schönen Ausblick sondern eher den Hühner, die somit immer frisches grünes Gras zum Fressen haben. Ihre Eier werden zweimal am Tag von Hand gesammelt und dann im Hoflädchen verkauft. Nachts sind die Hühner dann sicher in ihrem Hühnermobil welches mit Sitzstangen und einem großzügigen Scharraum ausgestattet ist, aufgehoben. Am nächsten Morgen kommt Siegbert dann vorbei und öffnet den Hühnern wieder ihren Weg in die Freiheit.
Die Freilandhähnchen holt Siegbert regelmäßig und höchstpersönlich als Eintagsküken direkt aus Frankreich ab. Eine braungefiederte französische Rasse, Perlhühner, Nackthalshähnchen, Schwarzfederhühnchen, sowie die Bressehühner kommen dann in den Kükenaufzuchtstall in dem zur Geräuschgewöhnung Musik gespielt wird. Soviel sei verraten, die Hühner haben nicht den gleichen Musikgeschmack wie ich ;-) Aber es ist eine wirklich bunt gemischte Herde.
Nach ca. 4–5 Wochen dürfen die angehenden Freilandhähnchen dann nach draußen auf die Wiese um dort nach Herzenslust Gras und Klee zu picken. Und wenn sie nicht gerade ein Sonnenbad nehmen möchten, dann haben auch sie die Möglichkeit Unterschlupf in selbstgebauten mobilen Ställen zu finden, in denen sie auch die Nacht verbringen. Aufgezogen werden männliche und weibliche Tiere. Nach ca. 90 Tagen haben sie dann, nach der Fütterung mit selbstverständlich gentechnikfreiem Futter, ihr Schlachtgewicht erreicht und werden am Abend von Siegbert eingefangen und morgens fachgerecht ebenfalls von Siegbert geschlachtet.
Und genau so ein Freilandhähnchen spielt zusammen mit Siegberts Gartengemüse die Hauptrolle in meinem heutigen Rezept. Das Hähnchen war nach der Zubereitung im Ofen wirklich super zart und schön kräftig im Geschmack. Schon vor der Zubereitung konnte man die feine Marmorierung erkennen, die durch das langsame Wachstum entstanden ist. Und da dies nicht das erste Freilandhähnchen von Siegbert war, weiß ich wovon ich rede. Ich muss zugeben es kommt nicht alltäglich vor, dass ich mich mit meinem Essen so hautnah auseinandersetze wie ich es hier getan habe. Es war wirklich wahnsinnig spannend mir von Siegbert alles zur Aufzucht seiner Tiere erklären zu lassen. Zweimal hat sich Siegbert mehrere Stunden für mich Zeit genommen und hat mir bei jedem Besuch immer wieder etwas Neues über seine Landwirtschaft und seine Tiere erzählt.
Ich habe wirklich viel gelernt und ich hoffe dass ich ihn bald wieder besuchen kann und ich bin wahnsinnig gespannt was ich wieder Neues entdecken und lernen kann. Denn eins ist sicher Siegbert hat bestimmt wieder irgendwoher ein neues bzw. altes Pflänzchen, welches er in seinem Gemüsebeet aufzieht oder aber eine neue Tierrasse aufgenommen. Solltet ihr die Gelegenheit haben, mal bei Siegbert und seiner Familie vorbeizuschauen, dann kann ich euch das nur wärmstens empfehlen. Die Auswahl im Hofladen welcher liebevoll von seiner Frau geführt wird, lässt wirklich keine Wünsche offen.
Zutaten für zwei Personen:
- 1 Freilandhähnchen ca. 1,5 kg
- 150 g Butter
- Salz
- Pfeffer
- 2 Zweige Rosmarin
- 2 Zweige Thymian
- 250 g Kartoffeln
- 1 gelbe Zucchini
- 2 Möhren
- 1 kleine rote Paprika
- 1 EL Öl
Zubereitung:
- Das Hähnchen gründlich waschen und mit Küchenpapier trockentupfen.
- Den Ofen auf 140 Grad (Umluft) vorheizen.
- Die Butter kurz auf dem Herd oder in der Mikrowelle schmelzen. Das Hähnchen pfeffern und kräftig salzen. Anschließend mit der Butter einreiben.
- Die Kräuter waschen und in das Hähnchen geben.
- Das Hähnchen in einen Bräter legen. Und in den Ofen schieben.
- In der Zwischenzeit die Kartoffeln waschen und in mundgerechte Stücke schneiden. Die Kartoffeln mit 1⁄2 EL Öl vermischen, mit Salz und Pfeffer würzen und nach ca. 80 Minuten zu dem Ofenhähnchen in den Bräter geben.
- Die Möhren schälen und in Scheiben schneiden. Die Zucchini waschen und ebenfalls in Scheiben schneiden. Die Paprika waschen und gleichermaßen in mundgerechte Stücke schneiden.
- Das Gemüse mit dem restlichen Öl vermischen und 45 Minuten bevor das Hähnchen aus dem Ofen genommen wird in den Bräter geben.
- 10 — 15 Minuten vor Ablauf der Garzeit den Ofen auf Grill stellen sodass die Haut je nach Belieben goldbraun wird.